Von Bildern zu Zeichen - die Keilschrift entsteht

    Schreiben - praktisch und schnell

    Im alten Orient benutzten die Menschen seit der Jungsteinzeit Zählsteine. Diese bildeten bestimmte Gegenstände nach. Sie funktionierten wie eine Gedächtnisstütze für Abrechnungen und Kalkulationen. Als jedoch um die Wende vom 4. zum 3. Jahrtausend v. Chr. die Abrechnungen immer umfangreicher wurden, erwiesen sich die Zählsteine als viel zu unpraktisch. Die Menschen begannen, mitRohrgriffeln bestimmte Zeichen in Tontafeln zu ritzen. Somit hat auch die Schrift einen ganz praktischen Ursprung und es entstand ein neuer Berufszweig - der Schreiber. Je wichtiger die Schrift für die Verwaltung und Wirtschaft wurde, desto bedeutender wurden auch die Schreiber.

    Die Keilschrift entsteht

    Zu Beginn waren die Zeichen noch bildhaft. Man nennt diese Zeichen Piktogramme. Im Laufe der Zeit wurden sie immer abstrakter und gradliniger und wurden um 90 Grad nach links gedreht, damit das Schreiben vereinfacht werden konnte. Wie bei uns heute schrieb man von links nach rechts. Die Schreiber malten die Symbole jetzt auch nicht mehr auf, sondern sie drückten die Zeichen mit dem kantigen Griffel in die weiche Oberfläche der Tontafeln. Dadurch entstanden waagerechte, senkrechte und schräge Eindrücke, die einem Keil ähnelten. Die Keilschrift war erfunden. Bereits im Jahre 2700 v. Chr. war die Keilschrift vollständig entwickelt.

    Von der Wort- zur Silbenschrift

    Anders als bei uns heute war die Schrift der Sumerer eine reine Wortschrift. Jedes Zeichen stand für ein bestimmtes Wort. Du kannst dir vorstellen, dass es eine Unmenge an Zeichen geben musste und diese konnten sich die Schreiber gar nicht alle merken. Deshalb wiesen sie den Zeichen verschiedene Bedeutungen zu, indem sie sie auf ein ganzes Wortfeld ausdehnten. Beispielsweise bedeutet das Zeichen für „Fuß“ auch „Gehen“, „Stehen“ oder „Bringen“. Außerdem konnten verschiedene Symbole miteinander kombiniert werden. So bedeuteten die Symbole „Brot“ und „Mund“ zum Beispiel „Essen“.

    Eine echte Schrift entstand

    Für die Verwaltung der Tempelwirtschaft war diese Bilderschrift vollkommen ausreichend. Es war aber nicht möglich, damit Sprache auszudrücken.

    Die Entwicklung hin zur echten Schrift begann damit, dass man gleich oder ähnlich lautende Wörter mit unterschiedlicher Bedeutung durch dieselben Symbole wiedergab. Somit drückten die Zeichen bald Laute aus, so dass eine Kombination aus Wort- und Silbenschrift entstand, womit auch Sätze gebildet werden konnten. Die Silbenschrift erlaubte erstmals auch die Formulierung von grammatischen Formen.

    Warum können wir die Keilschrift lesen?

    Diese spezielle Schrift wurde im Laufe der Zeit immer wieder verändert und verbessert. Im Wesentlichen blieb sie aber für 2500 Jahre die Grundlage für die schriftliche Unterhaltung in Mesopotamien. Die Entzifferung der Keilschrift gelang zu Beginn des 19. Jahrhunderts dem Gymnasiallehrer Georg Friedrich Grotefend und etwas später dem britischen Diplomaten und Orientalisten Henry Creswicke Rawlinson.

    Die sumerische Keilschrift ist für uns Europäer sehr bedeutsam, weil sich aus ihr das lateinische Alphabet entwickelte, das wir heute noch nutzen.

    Lerne die Keilschrift!