Ein Leben ohne Lesen und Schreiben?

    Im frühen Mittelalter gab es zunächst gar keine Schulen. Die ersten Schulen wurden im 6. Jahrhundert gegründet. Sie waren Klosterschulen. Dort wurden die jungen Mönche unterrichtet. Ab dem 8. Jahrhundert entstanden so genannte Domschulen. Mit der Zeit durften auch solche Kinder diese Schulen besuchen, die keine geistliche Laufbahn einschlagen wollten, zum Beispiel die Kinder der reichen Adligen.

    Und die vielen Kinder der Bauern? Die Bauernkinder gingen gar nicht zur Schule. Sie hatten kein Recht auf Bildung und lernten weder lesen noch schreiben.

    Wie kamen die Menschen ohne Lesen und Schreiben zurecht?

    Die meisten Menschen im Frühmittelalter konnten also weder schreiben noch lesen. Für das tägliche Leben benötigten sie das auch nicht. An den Geschäften erklärten Bilder und Symbole, was es dort zu kaufen gab. Ausrufer liefen durch Straßen und verkündeten die neuesten Botschaften und Ereignisse. Und wenn man einen Vertrag brauchte, so gab es dafür ausgebildete Schreiber, die das erledigten.

     

    Die Menschen hatten ein hervorragendes Gedächtnis

    Obwohl nur wenige Menschen schreiben und lesen konnten, waren alle in der Lage zu zählen. Außerdem muss ihr Gedächtnis hervorragend gewesen sein, denn sie konnten sich lange Vertragstexte, Lieder, Gebete oder Märchen wortwörtlich merken und weitergeben.

    Warum hatten die Menschen keine Bücher?

    Bücher konnten ja noch nicht gedruckt werden - der Buchdruck wurde erst im 15. Jahrhundert erfunden. In mühevoller Handarbeit wurden Bücher darum abgeschrieben und bemalt. Das geschah in den Klöstern in den so genannten Skriptorien, einer Art Schreibstube. Ein einzelnes Buch war sehr wertvoll und die einfachen Menschen konnten sich gar keine Bücher leisten.