Warum trennte sich das Wohnen vom Arbeiten?

    Wohnen und Arbeiten wurden nicht getrennt

    In der Familie des 18. Jahrhunderts in Europa gab es keine Trennung von Arbeits- und Privatleben. Man ging nicht aus dem Haus, um zu arbeiten, sondern das Arbeits-, aber auch das Familienleben, fanden unter einem Dach statt. So gingen Bauer und Bäuerin in den Stall, der oft genug unter dem Dach des Wohnhauses untergebracht war. In einer Handwerkerfamilie war die Werkstatt meist direkt neben oder an der Wohnung.

    Alle, die im Haushalt lebten, waren Teil der Familie

    Zur Familie gehörten übrigens nicht nur Eltern und Kinder, sondern alle Menschen, die in einem Haus lebten und arbeiteten. Also auch Knechte und Mägde oder auch Gesellen. Die Kinder waren als Hilfskräfte im Haushalt, im Stall oder auf dem Feld wichtig. Später sollten sie einmal die Eltern, wenn diese alt waren, versorgen. Deshalb bekam man auch möglichst viele Kinder, denn diese waren eine Garantie dafür, im Alter ein Auskommen zu haben. 

    Wohnen und Arbeiten trennten sich

    Im Zuge der Industrialisierung änderte sich diese Einheit von Leben und Arbeiten. Die Menschen wohnten jetzt häufiger an einem anderen Ort als sie arbeiteten. Fabrikarbeiter gingen morgens in die Fabrik, Angestellte (die es gegen Ende des 19. Jahrhunderts gab) in ein Büro, und die Zahl der Bauern verringerte sich.  Hier auf dem Land hielt sich die Einheit von Leben und Arbeiten noch am längsten. Auch das Handwerk verschwand immer mehr, weil viele Produkte nicht mehr in Heimarbeit, sondern mithilfe von Maschinen in der Fabrik hergestellt wurden.

    Die Frauen erhielten andere Aufgaben

    Waren die Frauen zuvor nicht allein auf die Hausarbeit beschränkt, sondern hatten vielfältige Aufgaben innerhalb der Familie, so änderte sich das im 19. Jahrhundert. Erst jetzt wurden durch die Trennung von Wohnung und Arbeiten Erziehung und Haushalt zur reinen "Frauensache", aus der sich die Männer weitgehend herausgehalten haben. Vereinfacht kann man sagen, dass vor dem "bürgerlichen Zeitalter" oftmals die Frauen mehr Aufgaben übernehmen durften als später. Von einer gleichberechtigten Lebensweise zu sprechen, wäre allerdings zu viel. Die Mitarbeit der Frauen war oftmals der existentiellen Notwendigkeit geschuldet.

    Liebesheiraten

    Auch das Bild der Ehe änderte sich. Im 18. Jahrhundert entschieden noch die Familien, wer welchen Partner zu heiraten hatte und oft genug standen finanzielle Gründe an erster Stelle. Im 19. Jahrhundert änderte sich dies, jetzt sprach man auch häufiger von Gefühlen und von Liebe, die zu einer Heirat führten. Zuvor war die Ehe eine reine Zweckgemeinschaft, das war in einer bäuerlichen Familie nicht anders als in einer Adelsfamilie. Doch Gefühle konnten sich nur wenige leisten.

    Familie wurde zur "Privatsache"

    Erst im 19. Jahrhundert wurde die Familie zu einer "privaten Sache". Privatleben - wie wir es heute kennen - entwickelte sich erst dort. Und Privatleben bedeutete eben auch eine Schutzzone, eine Rückzugsmöglichkeit für die Menschen. Die Familie sollte auch Schutz bieten.