Gab es in den Höhlen Kinderzimmer?

    Uralte Fußabdrücke

    In einer Höhle im Süden von Frankreich hat man ein ganzes Spielzimmer gefunden. Zumindest kann man es sich so vorstellen. Um dorthin zu kommen, muss man zwar erst in die Höhe kraxeln und dann durch eine enge Röhre kriechen, doch dann ist es erreicht: das steinzeitliche Kinderzimmer!

    Ein Abdruck einer Ferse zeigt, dass hier ein Kind auf und ab gehüpft ist! Hinten im Raum lehnt der Knochen eines Bären an der Wand, in einer anderen Ecke liegt das Skelett einer Schlange. Haben die Kinder damals damit gespielt?

    Noch ein Stück weiter, in der Galerie der Fußabdrücke, überlagern sich die Abdrücke von Bärenpranken mit denen von Kindern. Jahrtausende zuvor hatten sich dort Bären zum Schlafen niedergelassen, viel später liefen die Kinder dort entlang.

    Ganz hinten in der 800 m langen Höhle sieht man, dass ein vielleicht vierjähriges Kind hier ausgerutscht ist. Es fasste sich wieder, drückte seine Zehen in den Lehm und sprang herunter. Sogar der Abdruck von Fingern ist erhalten geblieben - 14.000 Jahre lang.

    Noch etwas ist einzigartig in der Höhle: zwei Lehmfiguren. Sie stellen zwei Bisons dar. Sie sind so gut erhalten, als wären sie gerade erst aus dem feuchten Lehm geformt worden.

    Man kann sich gut vorstellen, dass hier eine kleine Gruppe oder auch nur eine einzige Familie den Winter verbrachte. Kleiderhaken aus Knochensplittern finden sich an der Wand neben der Feuerstelle. An anderer Stelle wurde offenbar geschlachtet. Sogar das Werkzeug aus Feuerstein liegt noch bereit.

    Die Höhle, in der man all dies gefunden hat, ist eine von drei Höhlen im Tal der Volp, einem Fluss in Frankreich am Nordrand der Pyrenäen. Sie heißt Tuc d'Audoubert. Die Volp-Höhlen sind nicht so bekannt wie etwa die Höhlen von Altamira oder Lascaux. Man kann sie nicht besichtigen und sie werden erst jetzt näher erforscht.

    1912 wurden sie entdeckt, doch die Familie Bégouën, auf deren Grund sie sich befinden, hielt die Höhlen stets unter Verschluss und ließ das ganze Areal zum Naturschutzgebiet erklären. So sind sie bis heute in einem sehr guten Zustand.