Frauen in Afrika - Wer war Mary Kingsley?

    Heutzutage reisen Frauen genauso wie Männer um die ganze Welt. Im 19. Jahrhundert sah das noch ganz anders aus. Frauen, die aufbrachen, um fremde Länder kennenzulernen oder gar Forschung zu betreiben, gab es nicht - fast nicht. Eine Frau aus England, die das Wagnis einging, war Mary Kingsley. Sie erforschte Westafrika.

    Mary - ein wissbegieriges Mädchen

    Mary Kingsley wurde 1862 in Islington geboren, das heute zu London gehört. Mary erhielt kein Schulbildung, doch sie las, was ihr in die Hände fiel. Die Bibliothek ihres Vaters war reich bestückt. So bildete sich Mary in Physik und Chemie, Völkerkunde und Erdkunde.

    Mary heiratete nicht, sondern kümmerte sich in ihrem Elternhaus um ihre kranke und pflegebedürftige Mutter. Als 1892 sowohl ihr Vater als auch ihre Mutter kurz nacheinander starben, beschloss Mary auf Reisen zu gehen. Sie war nun 30 Jahre alt.

    Auf nach Afrika

    Im August 1893 ging es los. Mit einem Frachtschiff gelangte sie nach Afrika und segelte dann an der Westküste entlang. An mehreren Orten, die heute zu Angola, Äquatorialguinea und Nigeria gehören, lebte Mary mit der einheimischen Bevölkerung.

    Sie lernte alles, was zum Überleben im Dschungel nötig war, auch Kanu zu fahren, zu fischen und Netze aus Fasern der Ananasstaude zu knüpfen. Oft war sie allein unterwegs - eine weiße Frau in schwarzen Trauerkleidern, die sie seit dem Tod ihrer Eltern trug. So erregte sie immer wieder Aufsehen! Im Juli 1894 kehrte sie heim nach England.

    Die zweite Reise

    Schon im Dezember 1894 aber brach sie wieder auf. Diesmal wurde sie von der Britischen Museumsbehörde mit einer Ausrüstung ausgestattet. Sie kam in den französischen Kongo und nach Gabun (du findest die Länder auf der Karte links).

    Mit einem Dampfschiff und dann mit einem Kanu fuhr sie über den Fluss Ogowe. Während der Fahrt sammelte sie Fische, die man in Europa noch gar nicht kannte. Sie entdeckte insgesamt sieben unbekannte Fische, die alle nach ihr benannt wurden!

    Sie betrieb Handel mit den Einheimischen: Für Baumwolle und Tabak erhielt sie Kautschuk und Elfenbein. Sie kam nun auch in Land, das noch nie von Europäern betreten worden war. Afrikanische Führer begleiteten sie.

    Ihre Expedition war ein großes und nicht ungefährliches Abenteuer. So begegnete Mary Krokodilen, Flusspferden und Gorillas. Sie lebte mit Angehörigen der Fang, einem kannibalischen Volk. Sie lief durch Sümpfe und wurde von Blutegeln gebissen.

    Weiter ging ihre Reise auf die Insel Corsico und schließlich nach Kamerun, das damals eine deutsche Kolonie war. Auf einer bis dahin unbekannten Route erklomm sie den Kamerunberg, einen mehr als 4000 m hohen Vulkan. Sie war auch die erste Frau überhaupt auf diesem höchsten Berg Westafrikas.

    Heimkehr: verehrt und verachtet

    Im Oktober 1895 kehrte sie nach England zurück. Die von ihr gesammelten Reptilien, Fische und Insekten überließ sie dem Britischen Museum. Das Interesse in England an ihr war riesig und sie wurde berühmt. Sie schrieb ein Buch über ihre Abenteuer und hielt Vorlesungen über das Leben in Afrika.

    Ihre Haltung gegenüber Afrika und seinen Bewohnern war jedoch eine ganz andere als die damals übliche. Sie respektierte und achtete die Afrikaner und ihr Leben. So kritisierte sie z.B. auch die Missionare, die die Afrikaner zum christlichen Glauben bewegen wollten. Damit brachte sie die Anglikanische Kirche gegen sich auf.

     

    Nach Südafrika

    Eigentlich plante Mary ein weitere Reise nach Westafrika. Doch inzwischen war in Südafrika der Zweite Burenkrieg ausgebrochen (siehe dazu Blick zurück unter Südafrika). So bot Mary dort ihre Hilfe an. Sie arbeitete als Krankenschwester in einem Kriegsgefangenenlager. Dort steckte sie sich mit Typhus an. Mary Kingsley starb mit 37 Jahren.