Handwerk im antiken Griechenland – Warum wurden Handwerker verachtet?

Das Handwerk im antiken Griechenland hatte keinen besonders guten Ruf. Handwerker und Menschen, die von handwerklicher Arbeit lebten, wurden in der Gesellschaft oft wenig geachtet. Das Ideal vieler Griechen war es, nicht für andere zu arbeiten, um Geld zu verdienen. Stattdessen galt es als besser, möglichst vieles selbst herzustellen.
Viele Familien stellten deshalb Dinge des täglichen Bedarfs eigenständig her. Dazu gehörten Werkzeuge, Kleidung und einfache Gebrauchsgegenstände. Wer als Bürger dauerhaft im Handwerk arbeitete, entsprach nicht dem vorherrschenden Ideal.
Warum Handwerker wenig Ansehen hatten
Im antiken Griechenland glaubte man, dass körperliche Arbeit vom eigentlichen Leben eines Bürgers ablenke. Bürger sollten Zeit haben für Politik, Gerichte und die Volksversammlung. Wer den ganzen Tag arbeitete, hatte dafür keine Zeit.
Deshalb wurden Handwerker im antiken Griechenland oft gering geschätzt. In vielen Stadtstaaten arbeiteten vor allem Sklaven und Metöken im Handwerk. Da diese Gruppen ohnehin wenig Rechte hatten, übertrug sich die Geringschätzung auch auf ihre Arbeit.
Berufe im antiken Griechenland
Im antiken Griechenland gab es viele verschiedene Berufe. Die meisten Menschen arbeiteten in der Landwirtschaft, im Handwerk oder im Handel. Bauern, Töpfer, Schmiede und Weber stellten die Dinge her, die im Alltag gebraucht wurden.
Viele handwerkliche Arbeiten wurden von Sklaven oder Metöken erledigt. Freie Bürger arbeiteten seltener selbst in einem Beruf, weil sie Zeit für Politik, Gerichte und Versammlungen brauchten. Trotzdem waren diese Berufe wichtig für das Leben und den Wohlstand der griechischen Städte.
Das Handwerk gewinnt an Bedeutung
Im 5. Jahrhundert v. Chr. änderte sich die Situation langsam. Besonders in Athen wuchs die wirtschaftliche Bedeutung des Handwerks. Zur Zeit des Perikles lebten immer mehr Menschen von handwerklichen Tätigkeiten, und das Handwerk trug wesentlich zum Wohlstand der Stadt bei.
Trotzdem blieben viele Vorurteile bestehen. Der Philosoph Aristoteles berichtet, dass in der Stadt Theben nur diejenigen an der Regierung teilnehmen durften, die mindestens zehn Jahre lang nicht im Handwerk oder Handel tätig gewesen waren. Diese Haltung teilten sowohl Athener als auch Spartaner.
Unterschiedliche Sichtweisen im antiken Griechenland
Nicht überall wurden Handwerker gleich behandelt. In einigen Regionen Griechenlands und in Kleinasien konnten wohlhabende und erfolgreiche Handwerker durchaus Ansehen gewinnen. Das zeigt, dass das Handwerk im antiken Griechenland nicht überall gleich bewertet wurde.
In Athen verkauften viele Familien die Waren, die sie selbst nicht benötigten, auf dem Markt. Die schwere körperliche Arbeit übernahmen meist Sklaven und Metöken. Bürger selbst arbeiteten nur selten handwerklich, da sie durch politische Aufgaben gebunden waren. Für ihre Teilnahme an Versammlungen und Gerichten erhielten sie sogar Geld, die sogenannten Tagungsgelder.
Kleine Werkstätten statt großer Betriebe
Große Betriebe, wie wir sie heute kennen, gab es im antiken Griechenland kaum. Die meisten Handwerker arbeiteten in kleinen Werkstätten, oft mit nur wenigen Helfern. Nur in den Bergwerken wurden viele Sklaven gleichzeitig eingesetzt.
Zusammenfassung: Arbeit ohne Ansehen?
Das Handwerk im antiken Griechenland war wichtig für die Wirtschaft, brachte den Handwerkern selbst aber oft wenig Anerkennung. Obwohl viele Menschen von handwerklicher Arbeit lebten, galt sie lange Zeit als unpassend für freie Bürger. Erst mit der Zeit erkannten die Griechen, wie wichtig das Handwerk für den Wohlstand ihrer Städte war.
Und wie ist das heute mit dem Handwerk?
Auch heute gibt es manchmal noch Vorurteile. Viele Menschen glauben, ein Studium sei automatisch besser als eine handwerkliche Ausbildung. Deshalb entscheiden sich viele Jugendliche für den Weg zur Universität, auch wenn sie handwerklich sehr begabt sind.
Dabei hat Handwerk oft wirklich „goldenen Boden“. Gute Handwerker werden dringend gebraucht und können sehr gut verdienen. Trotzdem werden sie manchmal weniger anerkannt als Akademiker, also Leute mit einem Studium.
Anders als im antiken Griechenland gilt heute aber: Beide Wege sind wichtig. Ob Ausbildung oder Studium – entscheidend ist, was zu den eigenen Fähigkeiten passt und was man gern macht.

