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      Wer war Jérôme Bonaparte?

      Jérôme Bonaparte - ein Bruder von Napoleon

      Napoleon machte seinen jüngsten Bruder Jérôme Bonaparte zum König von Westphalen. Dieses Königreich Westphalen gab es von 1807 bis 1813 auf deutschem Boden.

      Jérôme Bonaparte wurde 1784 auf Korsika als jüngster Sohn der Familie Bonaparte geboren. Wie alle Kinder der Familie hatte er zunächst einen italienischen Vornamen, nämlich Girolamo. Da Korsika dann zu Frankreich gehörte, wurde daraus Jérôme. Er war das zwölfte Kind der Familie, von denen mehrere aber noch als Kinder verstarben. Jérômes Vater Carlo starb schon wenige Wochen nach seiner Geburt mit erst 38 Jahren.

      Napoleon war 15 Jahre älter als Jérôme, der den großen Bruder sehr bewunderte. Napoleon sorgte auch für die Ausbildung des kleinen Bruders und machte ihn zum Soldaten. Doch die Erwartungen in ihn beim Militär konnte er nicht erfüllen.

      Er reiste 1803 eigenmächtig in die USA und heiratete dort Elizabeth Patterson, eine Kaufmannstochter. Napoleon aber hatte Pläne mit ihm, denn er wollte seine Brüder zu Stützen seiner Herrschaft machen. Jérôme sollte darum eine Frau aus dem europäischen Adel heiraten. Napoleon verbot Elizabeth in Frankreich an Land zu gehen, obwohl sie schwanger war. So wurde der gemeinsame Sohn, Jérôme Bonaparte-Patterson, in London geboren. Napoleon ließ die Ehe für ungültig erklären und Elizabeth kehrte später mit dem Sohn nach Amerika zurück. Jérôme wurde 1805 wieder in der Marine eingesetzt.

      Napoleon sorgte dann für eine Heirat nach seinem Sinn, nämlich mit Katharina von Württemberg. So heiratete Jérôme am 22. August 1807 in eines der ältesten Fürstenhäuser Europas ein. Zuvor nahm Napoleon den Bruder noch im Vierten Koalitionskrieg mit nach Preußen. Militärische Erfolge sollten den Einsatz als König rechtfertigen. Jérôme wurde zum General ernannt und zog nach Schlesien, wo sich Glogau und Breslau den Franzosen schließlich ergaben.

      Mit dem Sieg gegen Preußen schuf Napoleon dann das Königreich Westphalen und setzte Jérôme Bonaparte als König ein.
       

      König Lustig

      Viele deutsche Länder hatten sich schon 1806 zum von Napoleon abhängigen Rheinbund zusammengeschlossen. 1807 schuf Napoleon nun das Königreich für seinen Bruder. Kassel wurde zur Hauptstadt und Jérôme, nun als König Jérôme Napoléon, residierte mit Katharina im Stadtschloss und dann im Schloss Bellevue, zeitweilig auch im Schloss Wilhelmshöhe, das man umbenannte in Napoléonshöhe.

      Von den Bürgern in Kassel wurde er gerne König Lustig genannt, denn auf Deutsch soll er kaum mehr als "Morgen wieder lustig" und “lustik, lustik demain encore lustik”hatte sagen können. Auch König Lustik wurde er genannt. Gemeint war aber wohl auch sein Regierungsstil, da er nicht nur lebenslustig, sondern auch schalkhaft war.

      Jérôme nahm 1812 am Russlandfeldzug teil, war dort aber nicht sehr erfolgreich.
       

      Jérôme Bonapartes weiteres Leben

      Mit der Niederlage Frankreichs in den Befreiungskriegen wurde 1813 auch das Königreich Westphalen aufgelöst. Jérôme floh nach Frankreich. Mit Katharina bekam Jérôme drei Kinder, allerdings erst ab 1814. 1815 nahm er an der Schlacht von Waterloo teil. Miltärische Erfolge konnte er auch hier nicht erringen.

      Nach dem endgültigen Ende von Napoleons Herrschaft ging Jérôme nach Österreich ins Exil. In den nächsten Jahren hatte er verschiedene Wohnorte wie Triest oder Florenz. Katharina starb 1835.

      Erst 1848 kehrte er nach Frankreich zurück. Im Zweiten Kaiserreich, als sein Neffe als Napoleon III. Kaiser wurde, war Jérôme plötzlich wieder kaiserlicher Prinz und für einige Jahre sogar Thronfolger. 1860 starb er.