Architektur der Revolution - reale und utopische Architektur
Revolutionsarchitektur nennt man einen Architekturstil, der zur Zeit der Französischen Revolution vor allem in Frankreich auftrat. Er gehört zum Klassizismus. Der Begriff meint sowohl utopische Architektur, die gar nicht gebaut wurde, als auch tatsächlich realisierte Architektur. Typisch für die Revolutionsarchitektur sind besonders große, monumentale Bauten als auch die sogenannte sprechende Architektur.
Beispiel: das Pantheon in Paris
Fasst man den Begriff weiter, fallen also auch Bauwerke darunter, die wirklich gebaut wurden. Hierzu gehört das Pantheon in Paris. Einen ersten Entwurf, zunächst für eine Kirche, gab es schon 1755, jedoch noch im Spätbarock gehalten. 1764 begann man mit dem Bau, doch seine Architektur veränderte sich mit der Zeit und besonders mit der Revolution. 1791 wurde der Bau zur Ruhmeshalle erklärt, er war also auch keine Kirche mehr. Personen, die sich um Frankreich verdient gemacht haben, werden seitdem hier bestattet.
Alles wurde einfacher, klarer und nach antiken Vorbildern gestaltet. Einfache Grundformen wurden bevorzugt, außerdem eine monumentale Wirkung. Revolutionär neue Formen waren das allerdings nicht. Außerdem wurden viele dieser Bauten auch schon vor der Revolution errichtet. Einen Zusammenhang gibt es eher mit der Aufklärung, die zu einer Abkehr vom Prunk und Protz des Barocks führte.
Utopische Architektur und sprechende Architektur
Im engeren Sinn meint Revolutionsarchitektur eine utopische Architektur. Das sind Entwürfe für Bauten, die neuartig, visionär und zukunftsweisend waren. Sie hatten kaum eine Chance, auch wirklich gebaut zu werden. Auffällig ist hier insbesondere das Monumentale.
Ihre wichtigsten Vertreter hießen Claude-Nicolas Ledoux und Étienne-Louis Boullée. Sie waren auch Architekten von klassizistischen Bauten, die gebaut wurden, aber sie entwarfen eben auch Bauwerke oder ganze Städte, die als utopisch anzusehen sind.
Als Ideal galt sprechende Architektur: Man sollte schon aus der Anlage selbst den Zweck eines Gebäudes erkennen können. Auf Französisch sagt man auch architecture parlante. Ein Wohnhaus von Flussinspektoren enthielt zum Beispiel einen Wasserlauf, ein Haus zur Herstellung von Fassreifen war rund oder ein Gefängnis sah aus wie eine Festung.
Für Isaac Newton entwarf Boullée ein Kenotaph. Das ist ein Grabmal für eine berühmte Persönlichkeit, die aber nicht dort begraben ist. Das Gebäude sollte einen Kugelform bekommen, die das Universum versinnbildlicht. Innen sollte es einen Sternenhimmel geben. Auch dieser Entwurf gehört zur sprechenden Architektur.
Das Tor eines Jagdgeländes stammt von Jean-Jacques Lequeu. Dass es sprechende Architektur ist, ist hier besonders deutlich, aber auch weitaus vordergründiger als bei Boullet oder Ledoux.