Die Verlorene Kolonie - Was geschah auf Roanoke Island?

    Die wirklich erste britische Siedlung in Nordamerika wurde auf der Roanoke-Insel gegründet. Allerdings wurde sie wieder aufgegeben. Was genau dort geschah, ist noch immer ein Rätsel.

    Wo liegt Roanoke Island?

    Roanoke Island liegt an der Ostküste von Nordamerika. Heute gehört sie zum Bundesstaat der USA namens North Carolina. Am 17. August 1585 wurde hier die erste britische Kolonie auf dem Boden der späteren USA gegündet. Der Name stammt von den Roanoke-Indianern, die hier ihre Heimat hatten [Mehr dazu findest du unter Wie lebten die Roanoke-Indianer?].

    Die Briten "entdecken" Roanoke Island

    Die beiden britischen Seefahrer Arthur Barlowe und Philip Amadas verließen England im April 1584, um in Nordamerika Land für Großbritannien in Besitz zu nehmen. Sie kamen nach Roanoke Island und waren begeistert von dem Land und der Herzlichkeit und Gastfreundschaft der dort lebenden Indianer.

    Zwei Indianern brachten sie Englisch bei und nahmen sie mit nach England, wo sie Königin Elisabeth I. überzeugten, auf Roanoke Island eine britische Kolonie zu gründen. Ihr zu Ehren sollte die neue Kolonie Virginia heißen, denn die unverheiratete Elisabeth trug den Beinamen "Jungfräuliche Königin" (Virgin Queen).

    Die erste Siedlung

    Im April 1585 verließen mehrere Schiffe England und segelten nach Nordamerika. Angeführt wurde die Flotte von Admiral Grenville. 108 Menschen blieben auf Roanoke Island und siedelten hier. Als ersten Gouverneur bestimmten sie Ralph Lane.

    Doch bei der Ankunft war es zu spät, um noch Getreide und Gemüse anzupflanzen. Beim Fischfang waren die Siedler nicht sonderlich erfolgreich und ihre Vorräte gingen bald zur Neige. Darum kehrte Grenville nach England zurück, um im April 1586 mit Lebensmitteln und neuen Siedlern zurückzukehren. Lane und 75 Personen blieben auf der Insel.

    Doch es gab nun Auseinandersetzungen mit den Indianern, denn die Engländer versuchten, sich Lebensmittel der Indianer einfach zu holen, obwohl die kaum genug für sich selbst mehr hatten. Die Engländer brannten eines der Indianerdörfer nieder und töteten Häuptling Wingina. Nun mussten die Siedler zudem die Rache der Indianer fürchten.

    Als Grenville im Juli 1586 immer noch nicht wieder da war, dafür aber Francis Drake auf Roanoke Halt machte, nahm dieser die verbliebenen Siedler mit nach England. Als Grenville wenig später zurückkehrte, ließ er nun wiederum 15 Siedler zurück, um die Kolonie nicht ganz aufzugeben.

    Der zweite Versuch und das erste englische Baby in Amerika

    1587 kam John White mit 150 weiteren Menschen nach Roanoke Island. Er hatte schon zu den ersten Siedlern gehört. Die Kolonie war verlassen. Whites Tochter Eleanor Dare brachte am 18. August 1587 das erste englische Kind auf amerikanischem Boden zur Welt. Es wurde Virginia genannt.

    Die verlorene Kolonie

    Weil es erneut an Nahrung fehlte, brach White nach England auf. Als er erst im August 1590 heimkehren konnte, war die Kolonie erneut verlassen. 90 Männer, 17 Frauen und elf Kinder waren spurlos verschwunden.

    White fand auf einem Pfosten das eingeritzte Wort "Croatoan". So hieß die langgestreckte Insel, die noch vor Roanoke vor der Ostküste liegt (heute heißt sie Hatteras Island). Es schien wahrscheinlich, dass die Siedler dorthin gegangen waren, denn unter den allerersten Siedlern von 1585 hatten sich auch welche auf dieser Insel angesiedelt. Ein Sturm hielt White jedoch ab, weiter zu suchen und er musste schließlich vor dem Unwetter fliehen und nach England zurückkehren. Das Geld für eine weitere Reise brachte er Zeit seines Lebens nicht mehr auf. Was tatsächlich mit den Kolonisten geschah, blieb bis heute ein Rätsel.

    Virginia?

    Die erste Kolonie wurde also zu Ehren der Königin Virginia genannt. Das Gebiet umfasste damals jedoch nicht nur den heutigen Staat Virginia, sondern eine viel größere Fläche. Dazu gehören die heutigen Staaten North Carolina, Kentucky, Tennessee und Ohio.