Humanismus - mehr Menschlichkeit!
Es gab mehrere Voraussetzungen dafür, dass die Reformation sich gerade in Deutschland durchsetzen und verbreiten konnte. Eine davon war der Humanismus. Aber was ist Humanismus und was bedeutet humanistisch?
Die Antike lebe hoch: Humanismus und Renaissance
Der Humanismus begann im 14. Jahrhundert in Italien. Ihre Verfechter traten dafür ein, die antike Gelehrsamkeit wiederzubeleben. Sie lasen die antiken Autoren und entwickelten aus diesen Schriften eine kritische Haltung gegenüber ihrer Gegenwart. Die antiken Ideale der griechischen und römischen Philosophen sollten wiederbelebt werden.
Der Humanismus war also eine neue Denkweise und eine Bildungsbewegung. Aus ihr entwickelte sich eine umfassende Rückbesinnung auf die Antike auch in der Kunst und der Architektur. Die Welt der Antike wurde wiedergeboren, darum nennt man diese Zeit auch Renaissance. Man spricht auch vom Renaissance-Humanismus, wenn man sich auf die Zeit des 15. und 16. Jahrhundert bezieht, als sich der Humanismus in Europa ausbreitete. Renaissance bedeutet wörtlich Wiedergeburt. Beide, Humanismus und Renaissance, sind also Kennzeichen der frühen Neuzeit.
Die Gesetze des Humanismus
Der Humanismus stellt den einzelnen Menschen in den Vordergrund. Humanus ist Latein und bedeutet "menschlich". Vielleicht kennst du das Wort human auch aus dem Englischen.
Zu den Prinzipien des Humanismus gehören: Andere Menschen sollen ihre Meinung vertreten dürfen und geduldet sein. Das nennt man auch Toleranz. Es soll keine Gewalt geben. Jeder soll frei sein, Entscheidungen nach seinem Gewissen zu treffen.
Auf diesen Grundlagen soll das menschliche Zusammenleben beruhen. Dazu gehören auch Güte, Mitgefühl und Freundlichkeit. Der Mensch sollte tüchtig sein und seine Fähigkeiten voll entfalten.
Nötig dafür war aus Sicht der Humanisten vor allem Bildung. Das Wissen über antike Vorbilder sollte zur Nachahmung führen. Daraus sollte dann auch eine ideale Gesellschaft entstehen. Von den Gelehrten des späten Mittelalters grenzte man sich entschieden ab.
Humanismus und Schriftprinzip
Auch in vielen deutschen Universitäten gab es im 15. und 16. Jahrhundert Humanisten. Der Humanismus prägte viele der späteren Reformatoren. Man las intensiv in der Bibel und entwickelte das Schriftprinzip, das Martin Luther dann zur Grundlage erhob. Danach ist nur die Bibel, also die heilige Schrift, die Grundlage des Glaubens, nicht aber ihre Auslegung durch Gelehrte.
Der Buchdruck verhalf nicht nur zur Verbreitung von Martin Luthers Schriften, sondern hatte zuvor schon dafür gesorgt, dass die griechischen Schriften und die der Humanisten in der gelehrten Welt bekannt wurden.
Berühmte Humanisten
Zu den Vorreitern des Humanismus in Italien zählen Petrarca im 13. und die Familie Medici aus Florenz im 15. Jahrhundert. Ausländische Gelehrte reisten nach Italien und brachten die Ideen des Humanismus von dort mit.
Zu den bekanntesten Humanisten nördlich der Alpen zählt Erasmus von Rotterdam. Der gebürtige Niederländer reiste durch die Welt und lehrte und schrieb schließlich vor allem in Basel (Schweiz). Er gilt als Wegbereiter einer neuen Gelehrsamkeit. Sein Ziel war es "zurück zu den Quellen" zu gehen und so gab er 1516 das Neue Testament in seiner griechischen Ursprungsfassung heraus. Ein Bild von Erasmus von Rotterdam siehst du oben.
In Deutschland gehörten Ulrich von Hutten und der Weggenosse Luthers, Philipp Melanchthon, zu den Verfechtern des Humanismus.