Warum ging der ägyptische Kalender ein bisschen nach?

      Ägyptischer Kalender: Die Ägypter zählten anders

      Wie teilten die Ägypter das Jahr ein?

      Die Ägypter erfassten die Zeit ganz anders als wir heute. Sie hatten ein anderes Zeitverständnis. Im Unterschied zu den Römern, die alle späteren Ereignisse auf die Gründung Roms bezogen oder auch die Christen, die ab Christi Geburt zählen, haben die Ägypter die Zeit nicht einfach abgezählt. 

      Warum hatten die Ägypter einen Kalender?

      Die alten Ägypter mussten ganz genau wissen, wann der Nil über die Ufer tritt. Denn von der Nilflut hing ab, ob ihre Felder genug Wasser bekamen und sie ernten konnten. Deshalb entwickelten sie einen eigenen Kalender, der sich stark vom heutigen unterschied.

      Während wir heute die Jahre einfach durchzählen, zählten die Ägypter nach Ereignissen. So hieß ein Jahr zum Beispiel: „die zweite Viehzählung unter Pharao XY“. Auch Herrscherjahre waren wichtig: Man konnte sagen „im dritten Jahr der Regierung des Pharaos“.

      Eine Hilfe: der Mondkalender

      Wann genau der ägyptische Kalender entstanden ist, wissen wir nicht. In ganz früher Zeit zählten die Ägypter die Tage mit Hilfe des Mondkalenders.

      Das war ganz einfach: Es wurde von Vollmond zu Vollmond gezählt. Das Ergebnis waren 29 bis 30 Tage im Monat. Das stimmt ja fast mit unserer heutigen Zählung überein, wirst du sagen. Ja, allerdings, wenn man das zusammenrechnet, dann hatte das ägyptische Jahr nur 360 Tage, also fünf Tage weniger. Der ägyptische Kalender ging also ein bisschen "falsch". 

      Der Sonnenkalender mit 365 Tagen

      Etwa um 2900 v. Chr. entwickelten die Ägypter ein neues System: den Sonnenkalender.

      • Das Jahr hatte 12 Monate mit je 30 Tagen.
      • Am Ende des Jahres fügten sie 5 Zusatztage ein.
      • Damit kam man auf 365 Tage – so wie heute!

      Ganz perfekt war der ägyptische Kalender trotzdem nicht. Es gab kein Schaltjahr. So verschoben sich die Monate langsam im Verhältnis zum echten Sonnenjahr. Man könnte sagen: Der Kalender „ging nach“.

      Die drei Jahreszeiten

      Das Jahr im ägyptischen Kalender war nicht in Frühling, Sommer, Herbst und Winter eingeteilt, sondern in drei Jahreszeiten, die alle mit dem Nil zu tun hatten:

      • Achet – die Zeit der Überschwemmung
      • Peret – die Zeit des Wachstums
      • Schemu – die Zeit der Ernte und Hitze

      Jede Jahreszeit hatte vier Monate mit je 30 Tagen.

      Die Monate trugen eigene Namen. Die Griechen gaben ihnen später zusätzliche Bezeichnungen:

      • Achet (Überschwemmung)
        1. Monat: Thot
        2. Monat: Phaophi
        3. Monat: Athyr
        4. Monat: Choiak
      • Peret (Wachstum)
        5. Monat: Tybi
        6. Monat: Mechir
        7. Monat: Phamenoth
        8. Monat: Pharmuthi
      • Schemu (Ernte/Hitze)
        9. Monat: Pachon
        10. Monat: Payni
        11. Monat: Epiphi
        12. Monat: Mesore

      Zusätzlich gab es die fünf Zusatztage, die am Ende eingefügt wurden.

      Auf dem Foto siehst du einen alten ägyptischen Kalender mit Angaben zu den verschiedenen Hochwasserständen des Nils.

      Die Bedeutung des ägyptischen Kalenders für uns heute

      Der ägyptische Kalender war einer der ersten Sonnenkalender der Welt. Später übernahmen andere Kulturen die Idee und entwickelten sie weiter.

      Auch heute haben wir noch 365 Tage im Jahr. Nur das Schaltjahr – also ein zusätzlicher Tag alle vier Jahre – macht unseren Kalender genauer als den ägyptischen.

      Fragen an dich – mit Antworten

      • Warum brauchten die Ägypter einen Kalender?
        → Um die Nilflut vorherzusagen und ihre Felder zu bestellen.
      • Wie viele Tage hatte der erste ägyptische Mondkalender?
        → 360 Tage.
      • Wie viele Tage hatte der Sonnenkalender?
        → 365 Tage (12 Monate + 5 Zusatztage).
      • Welche drei Jahreszeiten gab es im ägyptischen Kalender?
        → Achet (Überschwemmung), Peret (Wachstum), Schemu (Ernte/Hitze).
      • Warum „ging der ägyptische Kalender nach“?
        → Weil es kein Schaltjahr gab und sich das Jahr dadurch langsam verschob.