Böhmischer Aufstand und Prager Fenstersturz
Was passierte 1618 in Prag und wie kam es zum Fenstersturz zu Prag?


Der Dreißigjährige Krieg begann mit einem Konflikt in Böhmen und dem Prager Fenstersturz. Keiner ahnte, dass sich daraus ein so langer Krieg entwickeln würde, der zudem in ganz Europa wütete.
Die Ausgangslage in Böhmen
Böhmen war ein kleines Königreich. Es grenzte an Österreich, Bayern, Sachsen, Polen und Mähren und liegt heute auf dem Gebiet Tschechiens. Böhmen war überwiegend protestantisch.
Der König von Böhmen war 1526 ohne Nachkommen gestorben. Daraufhin wählte man dessen Schwager zum neuen König: Ferdinand I., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation und aus der Dynastie der Habsburger stammend. So kamen die Habsburger an die Macht in Böhmen.
Ab 1576 war darum nun Rudolf II. als römisch-deutscher Kaiser ebenfalls König in Böhmen. Er sicherte den Protestanten in einem Majestätsbrief 1609 die freie Ausübung ihrer Religion zu.
Ferdinand II. als König von Böhmen
Rudolfs Bruder Matthias strebte nach Macht. Er wurde 1611 König von Böhmen. 1612 beerbte er seinen Bruder auch als römisch-deutscher Kaiser. Gegen den Willen der böhmischen Stände setzte er - noch vor seinem Tod - 1617 die Wahl seines Cousins Ferdinand II. zum neuen böhmischen König durch.
Da Ferdinand II. ein besonders eifriger Vertreter der katholischen Gegenreformation war, stieß seine Wahl auf Widerstand im protestantischen Böhmen. Seine Maßnahmen zur erneuten Katholisierung standen auch im Widerspruch zu den einstigen Versprechen Rudolfs im Majestätsbrief.
So kam es zum Böhmischen Aufstand. Die böhmischen Adligen protestierten gegen Ferdinands Maßnahmen. Der verbot daraufhin Versammlungen der böhmischen Stände, also der Fürsten.
Prager Fenstersturz
Die böhmischen Stände waren besonders empört, nachdem eine protestantische Kirche durch die Katholische Liga geschlossen worden war. Sie versammelten sich in der Prager Burg, also dem Sitz des Königs, und warfen zwei Statthalter des Königs aus dem Fenster, außerdem noch einen Kanzleisekretär.
Die königlichen Statthalter standen ja sowohl für den ungewollten König als auch für die katholische Seite. Das Ereignis wurde bekannt als Prager Fenstersturz. Es wurde zum Auslöser und Beginn des Dreißigjährigen Krieges. Die Statthalter überlebten den Sturz übrigens, weil sie auf einen Haufen Stroh fielen.
Eigentlich handelt es sich hier schon um den Zweiten Prager Fenstersturz. 1419 hatte es nämlich in Prag schon einen Fenstersturz gegeben, allerdings aus dem Neustädter Rathaus. Damals wollten Hussiten (Anhänger von Jan Hus) gefangen genommene Glaubensgenossen befreien. Häufig spricht man aber von dem Prager Festersturz und meint damit eben den zweiten Fenstersturz zu Prag, der ja auch weitreichende Folgen hatte.
Der Winterkönig
Der Fenstersturz war eine offene Kriegserklärung gegen Ferdinand. Die böhmischen Stände stellten ein Direktorium auf. Sie wurden von Schlesien, der Lausitz, Mähren und schließlich Ungarn unterstützt. 1619 erklärten sie Ferdinand in Böhmen für abgesetzt. Im Heiligen Römischen Reich wurde der unterdessen aber zum neuen Kaiser gewählt.
Zu ihrem neuen König wählten die böhmischen Stände Kurfürst Friedrich von der Pfalz, den Führer der Protestantischen Union. Es kam zum Böhmisch-Pfälzischen Krieg.