
Am 8. Juni 1815 unterzeichneten 35 deutsche Fürstentümer und vier freie deutsche Städte die Bundesakte und gründeten damit den Deutschen Bund. Doch was hieß dies eigentlich: "Deutscher Bund"? War damit schon Deutschland gegründet, war dies ein Staat oder eine Nation?
Staatenbund und kein Bundesstaat
Der Deutsche Bund war keine Nation. Es war ein lockerer Staatenbund und kein Bundesstaat wie heute die Bundesrepublik Deutschland. Einzelne Staaten hatten sich zusammengetan, um sich gemeinsam besser schützen und verteidigen zu können.
Es gab keine Verfassung, in der die grundlegenden Gesetze verankert gewesen wären. Preußen und Österreich hatten sich nicht einigen können. Zu groß waren die Unterschiede zwischen den beiden Staaten. Ergebnis war eine Bundesversammlung der einzelnen Mitglieder in Frankfurt. Den Vorsitz führte Österreich. Jeder Bundesstaat hatte seine eigene Verfassung, also auch seine eigenen Gesetze, die in den einzelnen Staaten völlig unterschiedlich sein konnten.
Die Hoffnungen der Liberalen wurden nicht erfüllt
Alles, was die liberalen, demokratischen und nationalen Kräfte erhofft hatten, war nicht eingetreten. Man hatte von einem deutschen Bundesstaat mit einer demokratischen Verfassung und einem Ende der Macht der Einzelfürsten geträumt. Doch dies blieb erst einmal ein Traum. Die restaurativen Kräfte, also die, die den Zustand der Fürstenherrschaft erhalten wollten, konnten sich am Ende doch durchsetzen. Ihr Fürsprecher war Fürst Metternich, der Außenminister Österreichs.
Es sollte noch eine ganze Weile dauern, bis sich die demokratischen Kräfte durchsetzten. Der Deutsche Bund blieb bis 1866 bestehen, wenn auch nicht mehr alle Staaten des Anfangs dazu gehörten.
Die "alte Welt" schwankte
Dennoch war die alte Welt ins Schwanken geraten, die fürstlichen Herrschaften mussten um ihre Macht fürchten und auf ewig würde das alte System keinen Bestand haben. Doch wie lange das dauern sollte, wusste zu diesem Zeitpunkt niemand.