Warum gab man Kindern Schnaps?

    Kinder aus Arbeiterfamilien

    Kinder gehörten zum Leben dazu, so war das auch in einer Arbeiterfamilie, allerdings wurde hier jedes zusätzliche Kind oft zu einer Belastung. Anders als in Bauernfamilien konnten die jüngeren Kinder noch wenig zum Familienunterhalt beitragen und sich nützlich machen. Oft waren die Wohnverhältnisse beengt und die ganze Familie lebte nur in einem Raum. Dass es hier öfters zu Streit kam, kannst du dir vorstellen. Stell dir vor, deine Familie würde immer in einem einzigen Raum zusammenleben.

    Trotzdem hatten Kinder aus Arbeiterfamilien oft eine engere Bindung zu ihren Eltern. Die Bauersfrau musste ja immer in den Stall oder aufs Feld, eine Arbeiterfrau war vielleicht in der ersten Zeit nicht berufstätig und konnte sich um das Kind kümmern.

    Schnaps und Rauschmittel für Kinder

    Musste die Mutter arbeiten - was allerdings sehr häufig der Fall gewesen ist - wurden die Kinder auch ruhig gestellt, mal mit Opiaten - das sind Rauschmittel - oder auch mit Alkohol. Es konnte passieren, dass man Kindern ein Schlafmittel gab, damit sie ruhig blieben. Auch dies klingt ziemlich grausam. Doch oft blieb den Eltern gar nichts anderes übrig, wollten sie selbst und die Kinder überleben.

    Die Jungs lernten das Leben auf der Straße kennen

    Um der Enge im Zuhause auszuweichen, gingen viele Jungs auf die Straße und spielten und lebten dort. Dort trafen sie ihre Freunde und konnten dem Elternhaus entkommen. Mädchen hatten diese Gelegenheit nicht, sie mussten meist die Rolle der Mutter übernehmen - wenn sie etwas älter waren - und den Haushalt führen und sich um die jüngeren Geschwister kümmern. Die Jungen fingen auch sobald wie möglich mit dem Arbeiten an, um etwas zum Familienunterhalt beizusteuern. Kinderarbeit gab es im 19. Jahrhundert in fast allen Schichten.

    Bildung war nicht so wichtig

    Bildung war kein wichtiges Thema. Die Kinder blieben oft genug - waren sie ein bisschen älter - sich selbst überlassen. Da sie meist keine Chance hatten, sich über Wissen und Schule zu bilden, blieben sie in ihren ärmlichen Verhältnissen stecken. Trotzdem, wenn sie zur Schule gingen, hatten sie für kurze Zeit die Gelegenheit, der Arbeit Zuhause oder in der Fabrik zu entkommen. Für viele Eltern war es allerdings nicht wichtig, dass die Kinder etwas lernten, so dass auch hier wieder viele Kinder nur kurzzeitig in die Schule gingen.